Traurige Wahrheit - das Leiden der Biomilchkuh

Mutterkuh mit Kalb auf der grünen Weide
Jeffrey Schwartz/shutterstock.com

Tierische Produkte, die das Bio-Siegel tragen versprechen u.a. verbesserte Haltungsbedingungen für die Nutztiere. Doch die Realität sieht anders aus, denn auch Bio-Produkte schließen Tierleid nicht aus.

Bio-Lebensmittel erfreuen sich seit längerem steigender Beliebtheit. In den vergangenen Jahren ist der Marktanteil von Bio-Produkten in Deutschland stetig gestiegen, im Jahr 2022 lag dieser laut statista.com bei rund sieben Prozent. Wer sich für den Kauf von Lebensmitteln mit einem Bio-Siegel entscheidet, möchte den ökologischen Landbau unterstützen, verspricht sich davon besseren Geschmack, gesündere Produkte, mehr Umweltschutz und verbesserte Haltungsbedingungen für die Nutztiere. Auch bei Milchprodukten ist das Angebot vielseitig: Über Milch in allen Variationen, Sahne, Käse, Joghurt bis hin zu Milchpulver – alles ist neben der konventionellen Variante auch als Bioprodukt erhältlich. Doch ist Bio-Milch wirklich so gut wie ihr Ruf?

Bio schließt Tierleid nicht aus
Nach Angaben von zdfheute setzen die Tiere aus konventionellen Massenbetrieben mit niedrigster Haltungsform in ihrem viel zu kurzen Leben oft niemals einen Fuß auf eine Weide und leben unter erbärmlichen Bedingungen auf kleinstem Raum.

Auf Biohöfen haben die Tiere mehr Platz, leben Seite an Seite mit ihren Kälbern, bekommen besseres Futter und haben ein schöneres Leben als anderswo. Dieses weitverbreitete Bild stimmt aber leider nicht immer. Nach dem EU-Ökosiegel ist in Kleinbetrieben mit einer Ausnahmegenehmigung die grausame Anbindehaltung erlaubt. In der Stallperiode muss lediglich zwei Tage in der Woche der Zugang zu einem Freigelände ermöglicht werden. Die verbleibende Zeit verbringen die Tiere angebunden und können oftmals weder herumlaufen oder sich umdrehen, lediglich das Stehen oder Liegen ist für sie möglich. Der Ausdruck „Freigelände“ steht auch nicht zwangsläufig für eine grüne Weide, denn laut Ökotest ist auch ein Laufhof mit Betonplatten durchaus gängige Praxis.

Zwangsbesamung und -trennung
Darüber hinaus werden auch in der biologischen Landwirtschaft die weiblichen Kühe – laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft – ab dem Alter von 18 – 24 Monaten immer und immer wieder künstlich zwangsbesamt, um jedes Jahr ein Kalb auf die Welt zu bringen – denn ohne Kälber gibt es keine Milch. Damit diese in Lebensmittel für den Menschen verarbeitet werden kann, müssen auch Bio-Kälber von ihren Müttern getrennt werden. Dies geschieht kurz nach der Geburt, meist haben Mutter und Kalb keine 24 Stunden miteinander, bevor sie im besten Fall in einer Kälberherde aufgezogen werden. Zum Teil werden die Kälber von Ammenkühen aufgezogen. Und egal ob Bio oder konventionell: Die männlichen Kälber werden üblicherweise nach einer kurzen Zeit getötet und zu Kalbfleisch verarbeitet, landen in Mastbetrieben oder werden ins Ausland verkauft. Auf die weiblichen Kälber wartet oftmals das gleiche Schicksal wie das ihrer Mütter: Sie dienen als Milchlieferant und Gebärmaschine.

Auch die umstrittene Enthornung, also das Entfernen der Hörner oder Hornanlagen der Tiere, zum Beispiel durch Ausbrennen, ist nach EU-Öko-Verordnung aus Sicherheits-, Hygienebedingungen oder gesundheitlichen Gründen erlaubt.

Mehrere liegende Milchflaschen, vor deren Deckeln jeweils Mandeln, Haferflocken, Reis, Sojabohnen und Kokosnuss-Spalten liegen.
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Auch wer Biomilch kauft nimmt Tierleid in Kauf
Die natürliche Lebenserwartung eines Hausrindes liegt bei ca. 20 Jahren. Diese werden Sie jedoch in keiner Haltungsform erreichen. In der Fleischindustrie ist bereits mit 18 bis 24 Monaten das Schlachtalter erreicht und spätestens, wenn die Milchleistung nach durchschnittlich fünf Jahren nachlässt und das Tier somit nicht mehr rentabel ist, ergeht es den Bio-Milchkühen im Schlachthof nicht anders als konventionell gehaltenen Tieren, so die Tierschutzorganisationen.

Letzten Endes kommt also auch jemand, der ausschließlich Milch von Bio-Kühen kauft und sonst vegetarisch lebt, nicht darum herum, Schlachtungen und Tierleid für seinen Konsum in Kauf zu nehmen.

Pflanzliche Produkte können auch eine Alternative sein
Immer mehr Menschen entscheiden sich aus vielerlei Gründen dafür, Milchprodukte von ihrem Speiseplan zu streichen – sei es für die Tiere, ihre eigene Gesundheit oder um umweltfreundlicher zu leben. Und es ist heutzutage so leicht wie nie: In nahezu jedem Supermarkt sind in den Regalen Milchalternativen in verschiedensten Variationen zu erschwinglichen Preisen erhältlich. Auch geschmacklich können sich die verschiedenen Pflanzenmilchsorten durchaus sehen lassen. Das zeigt sich auch in Zahlen: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft hat sich der Absatz von Milchersatzprodukten zwischen 2018 und 2020 verdoppelt.

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